Fachgebriffe des Deutschunterrichts | ||
Erzähler | Die Instanz in erzählenden Texten (Roman, Novelle, Kurzgeschichte, Erzählung, Anekdote, Fabel, Märchen, ...), die das Erzählte vermittelt. Man unterscheidet unterschiedliche Erzählweisen bzw. -perspektiven. Grob kann man einen Ich-Erzähler von einem Er/Sie-Erzähler unterscheiden. Hinsichtlich des Erzählerstandorts, des Erzählverhaltens und der Erzählhaltung sind weitere unterschiede erkennbar und für die Analyse und Interpretation von epischen Texten notwendig. | Eine genaue Analyse des Erzählers ist für das Erfassen der Wirkung des Erzählten auf Leser notwendig. |
Strophe | Der "Absatz" in einem lyrischen Text (Gedicht, Ballade, Versepos, ...) | |
Vers | Die "Zeile" in einem lyrischen Text | |
Reimschema | Bestimmte Formen des Reimaufbaus von (lyrischen) Texten
lassen sich unterscheiden. Geläufig sind die folgenden Reimschemata abba, aabb, abab |
abba (umarmender Reim) aabb (Paarreim) abab (Kreuzreim) |
Adverbialsatz | Hat die Funktion einer Adverbialen Bestimmung, ist aber der Form nach ein Satz (also mit eigenem Subjekt und einer finiten Verbform) | Verschiedene Adverbialsatztypen lassen sich in ihrer Funktion unterscheiden: Kausalsatz (weil...), Temporalsatz (als..., während...), Modalsatz (indem...), Konsekutivsatz (so dass...), Konditionalsatz (wenn..., ) (im Sinne von: unter der Bedingung, dass...) |
Personalform des Verbs / finite Verbform / konjugierte Form des Prädikats | Der Teil eines Prädikats (auch mehrstelligen Prädikats), der sich verändert, wenn das zugehörige Subjekt verändert wird (zum Beispiel von Singular in den Plural) | Beispiel: Ich bin einkaufen gegangen. Wir sind einkaufen gegangen. -> 'bin' ändert sich in 'sind'; 'gegangen' bleibt in beiden Sätzen unverändert. Demnach ist 'bin' im ersten Satz eine finite Verbform. ('gegangen' ist das Partizip Perfekt von 'gehen') |
Substantiv / Nomen | flektierbare Wortart - bestimmt nach Numerus, Genus, Kasus | Konkreta: Auto, Fahrrad, Ball, Tisch Abstrakta: Liebe, Gefühl, Spannung |
Präposition | nicht flektierbar, steht immer fest verbunden mit einer Wortgruppe im 2., 3. oder 4. Fall | über dem Tisch, wegen des Wetters, ohne ein Auto |
Konjunktion | leitet Nebensätze ein bzw. verbindet Hauptsätze miteinander | unterordnende Konjunktionen: weil, da,
indem, während, ... nebenordnende Konjunktionen: aber, und, oder, ... |
Adverb | nicht flektierbare Wortart, die im Satz als einzelnes Wort verschoben werden kann | dienstags, niemals, dort, ... Ich gehe dienstags zum Sport. Dienstags gehe ich zum Sport. usw. |
Artikel | flektierbare Wortart, die vor einem Nomen stehen kann. Flektierbar nach Numerus, Genus und Kasus | bestimmter Artikel: der, die, das, des,
den unbestimmter Artikel: einer, eines, eine, einem, einen |
Pronomen | flektierbare Wortart, die für ein Nomen stehen kann. | ihn, er, sie, es, wir, dich, ... Achtung: Indefinitpronomen (vieles, manches, wenig, etwas, nichts, ...). Nach Indefinitpronomen werden Adjektive oder auch Verben großgeschrieben: etwas Schönes |
Metapher | Eine Definition eines abstrakten
Konzeptes, indem es mit einem konkreteres Konzept aus einem anderen
Konzeptbereich in Verdingung gesetzt wird. Form: A ist B |
Ihre Augen sind leuchtende Sterne. Aber auch: Der Geldstrom versiegt. (Form: Geld ist Wasser) |
Vergleich | Ähnlich wie eine Metapher - auch ähnlich in der Wirkung, weil durch einen Vergleich ein Sachverhalt oder eine abstrakte Vorstellung veranschaulicht werden soll - vorstellbar gemacht werden soll - ABER die Form eines Vergleichs unterscheidet sich von einer Metapher. Hier ist die Form: A ist WIE B. | Seine Augen sind hell wie der Strahlenkranz der Sonne. |
Syntax | Satzbau | Parataxe (nebenordnend) Hauptsatz /
Hauptsatz Hypotaxe (unterordnend): Hauptsatz / Nebensatz |
Parataxe | nebenordnend | Ich gehe schwimmen und ich spiele gern Fußball. |
Hypotaxe | unterordnend | Ich gehe schwimmen, weil ich das gerne mag. |
Figurenkonstellation | Konstellation der Figuren in einem erzählenden Text oder Drama. Häufig wird anhand der Figurenkonstellation ein Konflikt innerhalb des Personals eines Dramas bzw. eines erzählenden Textes deutlich. | Als recht allgemeines Beispiel dient hier:
Schillers Drama "Kabale und Liebe": bürgerliche versus höfische Welt. Eine genauere Beschreibung der Figurenkonstellation berücksichtigt allerdings die unterschiedlichen Beziehungen und Interessen der einzelnen Figuren und der Figuren zueinander. |
Figur | Figur in einem erzählenden oder dramatischen Text. Eine Figur ist etwas von einem Autor Erdachtes, künstlich-planvoll Erstelltes und daher nicht mit einer "Person" zu verwechseln, die auf eine reale Gestalt schließen lässt. | Der Karlos aus Schillers Drama "Don Karlos" ist zum Beispiel nicht mit der historisch belegten Person des spanischen Thronfolgers "Karlos" zu verwechseln. |
Epische Vorausdeutung | Element in erzählenden Texten, das Lesern ermöglicht, Rückschlüsse auf den Fortgang der Handlung anzustellen. | "Viel später, als Felix bereits seit zwei Jahren tot war, erkannte ich meinen Irrtum." (--> Leser erfahren, dass Felix im Laufe der Handlung sterben wird.) |
Rückblende | Element in erzählenden Texten, das Leser von der aktuellen Handlungszeit in die Vergangenheit blicken lässt. | "Während ich am Fluss entlang spazierte, dachte ich an meine Kindheit in Bingen. Damals war meine Mutter die einzige, die mich vor den Attacken meines Vaters rettete. |
Hyperbel | Eine deutliche Übertreibung eines Sachverhaltes als stilistisch-poetische Stilfigur. Meist mit der Absicht, einen Sachverhalt für Leser besonders eindringlich darzustellen. | Berge von Leichen lagen auf dem Schlachtfeld herum. |
Ironie | Form des uneigentlichen Sprechens. Das Gesagte entspricht dem Gegenteil des Gemeinten. Ironie ist für Leser nur zu erkennen und zu deuten, wenn der Kontext berücksichtigt wird. Zum Beispiel muss man über eine Figur und deren Einstellungen bescheid wissen, um entscheiden zu können, ob das Gesagte dem Gemeinten entspricht oder nicht. | Das ist aber wieder mal ein richtig
schönes Wetter. (Es regnet in Strömen) Die Rede des Parteivorsitzenden war sehr überzeugend. (Wenn deutlich ist, dass der Sprecher die Rede eben nicht überzeugend findet). |
These | Gedankliches Konstrukt - insbesondere bei
(logisch) argumentierenden Texten eine Behauptung, eine Aussage, die es zu
begründen gilt. Interpretierende Texte enthalten Thesen zum Textverständnis - eine These kommt also nicht nur in der Textform "Erörterung" vor! |
Junge Menschen müssen heute den Umgang mit
modernen Medien lernen. Goethes "Faust" ist ein bedeutendes Drama. Die Wortwahl des Autors ist eindeutig wertend. |
Argument | Formal die Begründung einer These. Man kann verschiedene Arten von Argumenten voneinander unterscheiden. | Junge Menschen müssen heute den Umgang mit modernen Medien lernen, weil diese große Teile des Alltags- und Berufslebens bestimmen. ... |
Hypothese | Eine Behauptung, die auf einer Vermutung beruht, die im Moment der Aufstellung noch nicht bewiesen werden kann, aber mit den zur Verfügung stehenden Mitteln (Wissen) als gültig und denkbar gelten kann. | Die Art und Weise, wie ein Mensch denkt,
wird durch die Struktur seiner Grammatik bestimmt. Sprache und
Sprachstruktur determiniert die Wahrnehmung der Welt von Menschen.
(Sapir-Whorf-Hypothese) Die Erfahrungen, die Menschen machen, beeinflussen die Sprachstrukturen. (Linguistisches Relativitätsprinzip) |
Dynamik | Ein von Bewegungsverben geprägter Stil - dynamischer Stil. Gegenteil: Nominalstil | Ich erarbeite mir neue Inhalte selbstständig. |
Nominalstil | Ein von Nomen geprägter Stil | Das Erarbeiten von neuen Inhalten fällt mir leicht. |
Erlebte Rede / innerer Monolog / dirkete Rede / indirekte Rede | ||
Konjunktiv I und II | Modus eines Verbs | Konjunktiv I: Er sagte, er gehe in die
Schule. Konjunktiv II: Er sagte, er ginge in die Schule. |
Handlungsschritte | Komplexere Einheit vieler einzelner Teilhandlungen - Handlungsmuster | Ich stehe auf, gehe ins Bad, putze mir die
Zähne, dusche, trockne mich ab, ... --> Er wäscht sich |
Innere Handlung / äußere Handlung | Die psychischen Vorgänge in einer Figur,
ihre Gedanken, Gefühle, Einstellungen nennt man die innere Handlung. Die nach außen Sichtbaren Verhaltensweisen und Handlungen einer Figur nennt man die äußere Handlung. |
Er fühlte sich müde, erschlagen. Alle
Hoffnung war ihm abhanden gekommen. In seinem Kopf entstand eine gähnende
Leere. ... Er stand auf, nahm seine Zeitung und legte sie auf den Küchentisch. Dann griff er zum Telefon. ... |
Regieanweisung | Teil eines dramatischen Textes, in dem der Autor eine Anweisung gibt, wie eine Figur spricht bzw. wie sie sich im Raum bewegt (Körperhaltung, Mimik, Gestik, Tonfall, ...). Auch äußere Elemente der Gestaltung eines Dramas auf der Bühne werden als Regieanweisung in den Text eingefügt. | "mit schnarrendem Ton", "im Hintergrund sind Stimmen zu hören" "hinter vorgehaltener Hand" |
Bühnenbild | die optische Gestaltung einer Szene, eines Dramas auf der Bühne. | ... |
Exposition | In der Regel der erste Akt in einem Drama. Hier wird die Figurenkonstellation und damit der Konflikt eingeführt. Wesentliche Figurencharakteristika werden für Zuschauer erkenntlich. | ... |
Kurzgeschichte | Kurze epische Form, die insbesondere nach
1945 in Deutschland zunehmend "beliebt" wurde und sich an das amerikanische
Vorbild der Short Story anlehnt. Eine Kurzgeschichte ist als Textsorte
häufig durch - eine spontan einsetzende Handlung - einen geringen Zeitraum der erzählten Zeit - eine geringe Anzahl der Figuren - einen zumeist auf einen bestimmten Ort festgelegten Schauplatz - einen Wendepunkt in der Handlung - einen Ausschnitt aus dem Alltag einer Figur gekennzeichnet. |
Wolfgang Borchert: "Das Brot", "Die
Küchenuhr", "Nachts schlafen die Ratten doch" Heinrich Böll: "Wanderer kommst du nach Spa..." Ernest Hemingway: "Einen Tag warten" Gabriele Wohmann: "Ein netter Kerl", "Schöne Ferien", "Denk immer an heut nachmittag" ... |
Rezension | Eine wertend begründete Kritik einer Theateraufführung oder auch eines Romans, einer Erzählung, eines Gedichtes. Die begründete Kritik gründet sich meist auf ästhetischen Urteilen. | ... |
Onomatopoesie / Lautmalerei | Eine Imitation eines Klangs mithilfe von Sprache. | meist mithilfe von Verben ausgedrückt: krachen, zsicheln, fiepen, ... |
Roman | Eine epische Großform (also durch eine Erzählinstanz vermittelt), die im Hinblick auf Figurenkonstellation, Erzählzeit und Erzählschauplätze komplex ist. | Thomas Mann: "Die Buddenbrooks" Johann Wolgang Goethe: "Die Leiden des jungen Werthers" Charles Dickens: "David Copperfield" ... Weitere Unterscheidungen: Jugendroman (Ottfried Preußler: "Krabat") Moderner Roman (Robert Musil: "Der Mann ohne Eigenschaften", Alfred Döblin: "Berlin, Alexanderplatz") Postmoderner Roman (Sybille Berg: "Ein paar Menschen suchen das Glück und lachen sich kaputt") Traditioneller Roman (Theodor Fontane "Effi Briest") |
Drama | Ein Text, der nicht durch einen Erzähler vermittelt wird, sondern durch das Sprachhandeln von Figuren wirkt. | Goethe: "Faust" Schiller: "Kabale und Liebe" Beckett: "Warten auf Godot" Sonderformen: Hörspiel, Versepos Weitere Unterscheidungsmöglichkeiten: offene und geschlossene Formen des Dramas, insbesondere das epische Theater nach Bertolt Brecht und das absurde Theater nach Samuel Beckett. |
Erzählung | eine durch einen Erzähler vermittelte
Handlung Es ist schwer, verschiedene epische Textsorten voneinander zu unterscheiden. Zum Beispiel ist die Frage, was einen Roman von einer Erzählung unterscheidet, schwer zu beantworten. Vielfach wird der Begriff "Erzählung" als Sammelbegriff für viele epische Textsorten verwendet. |
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Epik / Lyrik / Dramatik | Epik: Oberbegriff für Literatur, die durch
einen Erzähler vermittelt wird. Lyrik: Rhythmisch gebundenes Sprechen. Dramatik: Geschehen, das durch das Sprachhandeln von Figuren vermittelt wird (ohne Erzähler). Sonderform: das epische Theater nach Bertolt Brecht und andere Formen des offenen Dramas. |
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fiktionale / nicht-fiktionale Literatur | fiktionale Literatur: von einem Autor
erdachte, künstlerisch-planvoll gestaltete Handlung nicht-fiktionale Literatur: Sachtexte |
Romane, Kurzgeschichten, Novellen,
Märchen, Parablen, ... Bedienungsanleitungen, Zeitungsmeldungen, Kommentare, Gesetzestexte, ... |
Kommunikation | Der Austausch von Gedanken und
Empfindungen von Menschen. Dabei lassen sich Sprecher und Hörer, Adressat
und Sprecher, Sender und Empfänger unterscheiden. Kommunikation gehört spätestens seit John R. Searles Theorie von den Sprechakten in den Bereich der Interaktion, also des menschlichen Handelns, das zielgerichtet und intentional ausgerichtet ist und ein Gegenüber hat. |
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Sprechakte | Theorie der Sprechakte geht zurück auf John R. Searle und seinen Schüler Austin. Diese stellten dar, dass Sprechen auch immer Handeln bedeutet. | "Das ist aber frisch in diesem Raum" --> direkter Sprechakt: Feststellung; indirekter Sprechakt: Aufforderung, ein Fenster zu schließen. |
Appell / Selbstoffenbarung / Inhalt / Beziehung | Unterscheidung verschiedener Ebenen der Kommunikation nach Friedemann Schulz von Thun | Appell: Aufforderung Selbstoffenbarung: Aussage des Sprechers über sich selbst Inhalt: Die "Sache", die vom Sprecher dargestellt wird Beziehung: Die Beziehung, die durch das Sprechen vom Sprecher zu seinem Gegenüber manifestiert wird. |
analoge und digitale Modalität | Zurückgehend auf die Terminologie von Paul Watzlawick. | analoge Modalität: auf einer
Ähnlichkeitsbeziehung beruhend. (Stirn runzeln, schreien, ...) digitale Modalität: auf einer logischen und verabredeten Zuordnung von Bedeutung und sprachlichem Zeichen beruhend. (Brot als sprachliches Zeichen bezeichnet ein Lebensmittel, ohne dass das sprachliche Zeichen Brot in einer Ähnlichkeitsbeziehung zu dem Referenten (dem Brot) stehen würde. Kommunikation mit digitalen Modalitäten setzt eine Übereinkunft von Sprechern und Hörern voraus. Zumeist teilen Mitglieder einer Sprachgemeinschaft solche "Zeichen-Bedeutungs-Zuordnungs-Systeme" - es gibt aber auch Ausnahmen: Fachsprachen, Jugendsprachen, ... |
offene und geschlossene Form (Theater) | Geschlossene Form: III- oder V-Aktschema
bei einem Drama. Einheit von Ort/Zeit/Handlung. Offene Form: Sammelbegriff für Theaterstücke, die nicht dem Bauprinzip der geschlossenen Form folgen. |
Geschlossene Form: Lessing: "Emilia
Galotti" Offene Formen: Brecht "Der gute Mensch von Sezuan"; Frisch: "Andorra" weitere Theaterformen: Absurdes Theater (z.B. Samuel Beckett: "Warten auf Godot")
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Textfunktion | Die Gesamtintention eines Textes. | aufklären, in Frage stellen, diskutieren, beeinflussen, unterhalten, ... |
Figurenrede und Figurenhandlung | Das, was eine Figur in einem literarischen Text sagt bzw. tut. | ... |
Leitmotiv | Ein Bild / Motiv, das Symbolcharakter hat oder im Zuge eines literarischen Textes Symbolcharakter erhält. Solch ein Bild / Motiv / Symbol wird zum Leitmotiv, indem es im Zuge eines literarischen Textes (oder auch in der Musik) immer wieder (möglicherweise in Variationen) aufgenommen wird. | In der Musik zum Beispiel: "Der fliegende Holländer" - das Motiv, das erklingt, wenn der "fliegende Holländer" erscheint. |
Symbol | Ein Wort, das für ein Bild steht, mit dem Menschen eines bestimmten Kulturkreises ganz bestimmte Assoziationen verbinden. | Rose (als Symbol für Liebe, Zärtlichkeit,
Vergänglichkeit, Schmerz) im Alltag aber auch Symbole wie das "rote Kreuz", das auf Krankenwagen usf. verweist. |
Chiffre | Ein sprachliches Bild, das so gestaltet ist, dass es für viele Leser nicht leicht bzw. gar nicht aufzulösen ist. Häufig in Form von absoluten Metaphern. | "Schwarze Milch der Frühe" |